Munchmuseet, MM K 3920

MM K 3920, Munchmuseet. Datert 09.09.1925. Brev fra Carl Georg Heise, Museum für Kunst- und Kulturgeschichte.

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Museum für Kunst- und Kulturgeschichte

    
Lübeck, den 9. IX. 25.



    Sehr verehrter Herr Munch!


    Nicht ohne einige Befangen-
heit komme ich zu Ihnen
mit einer Bitte im Interesse
unseres Museums. Ich hoffe
indessen, dass mein leiden-
schaftliches Interesse für Ihre
Kunst und fener die Voraus-
setzung, dass auch Sie sich
für die Schicksale Ihrer
schönsten Bilder interessieren
werden, meinen Wunsch
rechtfertigen werden.

    Aus der Sammlung Dr
Linde ist das grosse Gruppen-
bild mit den 4 Söhnen von
Dr. L. in unsere Sammlung
gekommen und hängt sehr

 

      

schön als Mittelpunkt in
einem Raum, der nur Werke
Ihrer Hand enthält: ausser
diesem grossen Hauptstück
ein Teil des Reinhart-Frieses
(Mädchen am Strand), das Bild
des jüngsten Linde-Sohnes in
roter Jacke auf der Wiese u.
die schönsten Radierungen,
namentlich die Landschaften,
aus der Linde-Mappe. Die
Lübecker, die sich früher so
ablehnend gegen Ihre Kunst
verhalten haben, stehen jetzt
in grosser Bewunderung in diesem
herrlichen Raum – Sie sind
aus einem Vorkämpfer ein
Ahnherr geworden und eine
neue Generation junger deutscher

 

      

Menschen sieht in Ihnen das
verehrte Haupt der europäischen
Malerei. Jetzt sind wir in
Lübeck stolz darauf, dass eine
Reihe Ihrer schönsten Werke
der frühen Entwicklungszeit
hier in unserer Stadt entstan-
den sind – und wir haben den
Wunsch, von Ihnen selbst zu
erfahren mit welchen Gefühlen
Sie heute zurückdenken auf
Ihre Lübecker Zeit und wie
Sie selbst die hier entstande-
nen Arbeiten einschätzen. Ich
wäre Ihnen aufrichtig dank-
bar für ein paar Erinnerungs-
zeilen, die ich dann auch
bei meinen Vorträgen und
Führungen verwenden kann,
um den Menschen immer deut-
licher ins Bewusstsein zu rufen
welche kostbaren Schätze wir
besitzen. –

 

      

    Sicherlich wird es Ihnen schmerz-
lich sein, dass die Slg. Linde jetzt
ganz aufgelöst wird – aber ich hoffe,
dass es Ihnen Freude macht, dass
wenigstens das Hauptbild nicht
vom Ort seiner Entstehung ver-
schwindet und im Museum seinen
sicheren Platz gefunden hat.

    Unser Museum kennen Sie
noch nicht. Es ist erst kürzlich
in einem schönen weiträumigen
alten Bürgerhaus von Ende des
18. Jahrhunderts eingerichtet. Das
Haus ist von demselben Architekten
gebaut, der auch das schöne Haus
von Dr. Linde gemacht hat.
Ich glaube sie würden Freude
daran haben, es kennen zu lernen.
Ob wir gelegentlich einmal Ihren
Besuch hier erwarten dürfen?

    
    Mit erwartungsvollen
Empfehlungen

    Ihr sehr ergebener Carl Georg Heise